Zum ersten Mal konnten Hausfrauen, die eine zentrale Rolle im Wiederaufbau gespielt hatten, eine Erholungskur beanspruchen.
Heute: Doppelte Belastung und langer Bürokratieweg
Heutige Herausforderungen liegen weniger in Krankheiten oder Kriegstraumata, sondern in der Doppelbelastung zwischen Beruf und Familie. Laut Rebekka Rupprecht, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, tragen Mütter nach wie vor den größten Teil der Sorgearbeit, oft zusätzlich zur Erwerbstätigkeit. Delphine Ngeche Takwi vom Frauenwerk der Nordkirche betont die Hürden bei der Antragstellung: Viele Mütter empfänden den bürokratischen Prozess bei den Krankenkassen als überfordernd, besonders wenn Sprachbarrieren bestehen.
Zahlen und Engpässe
Ein Viertel aller Mütter (24 %) und 14 % der Väter gelten als kurbedürftig, bei Eltern behinderter Kinder sind es sogar 75 %. Wegen zu geringer Kurplatzkapazitäten kann der Zeitraum zwischen Bewilligung und Kurantritt bis zu einem Jahr dauern.
Wirkung und Beispiel einer Mutter
Die Reportage beschreibt auch den Fall von „Anja“, einer Hamburgerin, die mit ihren Kindern drei Wochen auf Kur war. Während dieser Zeit erhielt sie Physiotherapie, psychologische Betreuung und Sportprogramme. Laut ihrer Aussage konnte sie nach der Kur besser mit Alltagsstress umgehen, und auch ihre Kinder profitierten von der Auszeit.
Perspektive und Zukunft
Eltern können eine Kur in der Regel alle drei Jahre beantragen. Expertinnen wie Takwi plädieren für bessere Betreuungsangebote an Schulen, um Eltern dauerhaft zu entlasten. Ihr symbolischer Wunsch: Jede Mutter solle zweimal im Jahr eine Woche Wellnessurlaub zur Regeneration bekommen.
Das Müttergenesungswerk bietet seit 2013 neben Mütterkuren auch Maßnahmen für Väter und pflegende Angehörige an und steht weiterhin für einen ganzheitlichen Ansatz, um Erziehende medizinisch, psychologisch und sozial zu stärken.